Manchmal könnte man meinen, alle Schuhe drücken überall.
Die oft schwerwiegenden Probleme unserer Patienten hinterlassen Spuren in uns und bedrücken vielfach.
Politisch gesehen liegt lange schon einiges im Argen, wir bekommen schlechte Nachrichten immer frei Haus und übers Internet häufig sogar ungefiltert.
Vieles empfinden wir als unerträglich.
Wie viel schwerer muss es da für Menschen sein, die Ihre Heimat verlassen mussten. Und wie müssen sich traumatisierte Flüchtlingskinder fühlen?
Mmh! Da bekomme ich gestern am späten Abend ein Buch in die Hand gedrückt und viele meiner Wahrnehmungen werden plötzlich auf den Kopf gestellt.
„Das Ohr von Opa“
Der Deutsche Kinderschutzbund hat monatelang geflüchtete Kinder befragt:
„Bitte erzähl uns von deiner Heimat. Woran hast du gute Erinnerungen? Essen? Feiern? Spielen?“
Die Antworten in Form von kleinen Geschichten sind mal rührend, mal erfrischend, mal urkomisch – auf jeden Fall immer anders, als ich es mir vorgestellt hätte.
Und diese Geschichten gibt es ab sofort zwischen zwei Buchdeckeln. Es ist für Kinder und Erwachsene gleichermaßen inspirierend und sowieso ein Muss für alle Menschen, die sich ihre Neugier bewahrt haben, die sich für Kindheiten in anderen Kulturen interessieren.
Und manchmal reicht so eine kleine Pause, ein kurzes Blättern, ein Hineinlesen in die eine oder andere Geschichte, ein wunderbares (auch gestaltetes) Buch um festzustellen:
Das Leben meint es oft wirklich gut mit uns. Wir müssen halt nur mal die Augen aufhalten und nicht nur gerade aus auf unseren Weg schauen, sondern vielleicht auch einmal neben der Spur suchen.
Astrid Gendolla